Praxis für Sprachtherapie | Sprechtherapie | Stimmtherapie

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Dysgrammatismus und Dysgrammatismustherapie

 

Kinder mit Dysgrammatismus sind nicht imstande morphologisch und syntaktisch altersgemäße und der Muttersprache entsprechende Sätze zu bilden. Diese Sprachentwicklungsstörung, welche Teil einer Spracherwerbsproblematik ist, äußert sich vor allem in den expressiven Leistungen des Kindes. Der Dysgrammatismus kann isoliert auftreten, häufig ist er aber gekoppelt mit semantisch/lexikalischen oder artikulatorischen Auffälligkeiten, wie es sie im Rahmen einer Sprachentwicklungsstörung oder -verzögerung gibt.

 

Die Symptome für einen Dysgrammatismus können unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Beispiele:

  • eine falsche Verbstellung im Hauptsatz; Verbendstellung statt Verbzweitstellung

    In der deutschen Sprache steht das Verb stets an zweiter Stelle „Ich gehe zur Schule“. Ausnahme bilden hierbei Imperative oder Entscheidungsfragen. Bei dysgrammatischen Kindern kommt es oft zur Verbendstellung „Ich zur Schule gehe.“

     

  • eine fehlende Subjekt-Verb-Kongruenz

    Das flektierte Verb wird nicht regelgemäß an das Substantiv angepasst.

    Statt „Du trinkst“ wird „Du trinke“ gebildet. Dem Kind fehlt das Verständnis dafür, dass das Subjekt das Verb kontrolliert.

     

  • eine fehlerhafte Genusmarkierung

    Artikel werden ausgelassen oder falsch eingesetzt. Die Genusmarkierung zeigt das Geschlecht von Nomen an. Im Deutschen wird zwischen Maskulinum „der“, Femininum „die“ und Neutrum „das“ unterschieden.

    Statt „Der Apfel“ sagt das Kind „Das Apfel“. Es gibt im Deutschen keine Regel, nach der Artikel eingesetzt werden, sie werden mehr oder weniger mit dem entsprechenden Nomen „auswendig gelernt“. Die sichere Artikeleinsetzung stellt aber die Grundlage für den Erwerb der vier Kasus dar.

     

  • eine fehlerhafte Kasusmarkierung

    „Ich ess das Apfel“ statt „Ich esse den Apfel.“ 

    oder

    „Er gibt den Hund den Knochen.“ statt „Er gibt dem Hund den Knochen.“

     

  • eine fehlerhafte Pluralmarkierung

    „ein Apfel – zwei Apfels“ statt „ein Apfel – zwei Äpfel“

    Ähnlich wie beim Genus gibt es auch hier im deutschen keine universell anwendbare Regel, wann welche Pluralform verwendet wird. So müssen ebenfalls im Laufe des Spracherwerbs die Mehrzahlformen zu den zugehörigen Nomina erlernt werden.

     

  • eine starre Satzstruktur

    Sätze können nur nach dem Schema „Subjekt- Prädikat – Objekt“ gebildet werden, es gibt kaum bis keine Nebensätze und zusammenhängende Inhalte werden stets mit „und dann“ verknüpft.

    „Ich gehe schlafen und dann steh ich auf und dann putz ich Zähne“ statt „Ich gehe schlafen, bevor ich aufstehe. Nachdem ich aufgestanden bin, putze ich mir die Zähne.“

    Dieses sehr subtile Symptom kann zu einem ernsthaften Problem werden, sobald Kinder mit unerkanntem Dysgrammatismus die Schule besuchen und dort beispielsweise Aufsätze schreiben müssen.

     

    Nicht jedes Kind, das Abweichungen in der Grammatik zeigt, hat automatisch einen Dysgrammatismus. Es gibt „Fehler“, die im Rahmen einer physiologischen Sprachentwicklung in gewissen Altersabschnitten auftreten dürfen und – sofern eben keine Spracherwerbsstörung vorliegt – wieder von selbst verschwinden, wie zum Beispiel das Beugen von unregelmäßigen Verben im Vergleich zu Regelmäßigen.

    „schwimmen – du schwimmst“ (regelmäßig), aber „essen – du isst“, nicht „du esst“ (unregelmäßig).

    Der Dysgrammatismus zeichnet sich vor allem durch ein inhomogenes Fähigkeitsprofil aus.

     

    Wenn Sie sich nicht sicher sind und Ihr Kind viele solcher Auffälligkeiten zeigt, kommen Sie zu uns in die AEVAS Praxis und lassen Sie sich beraten.

     

    Liegt eine Spracherwerbsstörung vor, werden sich die Symptome in der Regel von alleine nicht bessern, und je älter das Kind wird, desto mehr Schwierigkeiten wird es wahrscheinlich aufgrund des Dysgrammatismus haben.

    Beispielsweise wenn es in der Schule um Rechtschreibung, das Verstehen und Befolgen von mündlichen oder schriftlichen Textaufgaben (auch im Matheunterricht!), Textarbeit wie Aufsätze schreiben oder das Erstellen und Halten von Vorträgen geht.

     

    Der Dysgrammatismus kann in der logopädischen Therapie behandelt werden, auch wenn das Kind noch den Kindergarten besucht.

     

    Zur Diagnostik und Therapie von Dysgrammatismus werden hierfür u.a. die Ansätze nach F. Dannenbauer, H. Clahsen, H.-J. Motsch, Z. Penner, E. Schlag, S. Kruse, Siegmüller&Kauschke, und E. Gotthardt verfolgt.