Praxis für Sprachtherapie | Sprechtherapie | Stimmtherapie

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Sprachentwicklungsstörung bei Kindern

Bei einer Sprachentwicklungsstörung liegen für den Laien meist sehr ähnliche Symptome wie bei einer Sprachentwicklungsverzögerung vor, beispielsweise eine Störung des Sprachverständnisses, eine Dyslalie, Wortschatzprobleme und ein Dysgrammatismus. Ein deutlicher Rückstand in der Sprachentwicklung ist bemerkbar.

Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung haben meist einen eingeschränkten Zugang zu eigentlich verfügbaren Lernmechanismen, mit denen nicht betroffene Kinder Sprache erwerben.

 

Eine Sprachentwicklungsstörung ist nichts Kurzfristiges, Vorübergehendes und wird ohne Therapie bestehen bleiben. Sie zieht sich durch das gesamte Kindesalter hindurch und kann sich teilweise selbst im Erwachsenenalter noch bemerkbar machen.

 

 

Der Beginn einer Sprachentwicklungsstörung kann bereits ab dem 2. Lebensjahr erkannt werden, wobei Hinweise darauf auch schon früher erkannt werden können. Sehr häufig lässt er sich durch typische „Late-Talker“ Symptome charakterisieren:

  • Verspätete Produktion der ersten Wörter (nach dem 15. Lebensmonat)

  • Verlangsamte Wortschatzentwicklung

  • Ausbleibender Wortschatzspurt (tritt normalerweise zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat auf)

Manche der sogenannten Late-Talker holen bis zum Vollenden des 3. Lebensjahres die oben genannten Fähigkeiten wieder auf, womit sie als „Late Bloomer“ bezeichnet werden. Dennoch sollten auch sie in ihrer weiteren Entwicklung stets sehr genau beobachtet werden, da in der Forschung noch nicht vollständig geklärt werden konnte, ob und in wie weit sie ihre früheren Defizite tatsächlich vollkommen aufholen können.

Bleibt diese Aufholentwicklung aus, kann spätestens ab dem 3. Lebensjahr eine spezifische Sprachentwicklungsstörung (kurz SSES) diagnostiziert werden.

 

Hierbei bleiben die oben bereits erwähnten Late-Talker-Symptome bestehen, zusätzlich zu weiteren, alle sprachliche Ebenen betreffenden Symptomen:

 

 

Im kommunikativ-pragmatischen Bereich (Kommunikation und Pragmatik) kann auffallen:

  • wenig bis kein Blickkontakt

  • Regeln werden nicht eingehalten

  • eingeschränkte non-verbale Kommunikation

  • unbefriedigendes turn-taking (Sprecherwechsel)

  • keine sprachliche Kreativität/Ausdruckskraft

  • situationsunangemessener Umgang mit Sprache

  • Schweigen in bestimmten Situationen oder bei bestimmten Personen (Mutismus),

 

 

Auf semantisch-lexikalischer Ebene (Semantik und Lexikon) kann auffallen:

  • Verzögerter Erwerb der ersten Wörter: die ersten Wörter werden beispielsweise erst mit 23 Monaten produziert

  • Langsames Wortschatzwachstum

  • Geringer rezeptiver und expressiver Wortschatz; oft können Alltagsgegenstände oder Handlungen nicht benannt werden, Handlungsanweisungen können nicht verstanden werden

  • gebrauch von GAP-Verben (general all purpose) wie „machen“, anstelle einer genauen Bezeichnung „Die macht so“ statt „Sie winkt mit der Hand“.

  • Gehäufte Verwendung von Stereotypien und Umschreibungen „so `n Ding, äh, wie heißt das nochmal?“

  • Wortabrufprobleme

  • Wortfindungsprobleme

  • Probleme in der Abgrenzung semantischer Felder

  • Nicht altersentsprechende Zusammensetzung des Lexikons, der Wortschatz entspricht früheren Altersgruppen, wobei der Erwerb von Verben, Nomen und Adjektive zurückbleibt

 

 

Im phonetisch-phonologischen Bereich (Phonetik und Phonologie) kann vorkommen:

  • bestimmte Laute können nicht oder nur fehlerhaft gebildet werden

  • Lautauslassungen „Bume“ statt „Blume“

  • Lautersetzungen/-vertauschungen „sule“ statt „schule“; „Topf“ statt „Kopf“

  • Lautneubildungen

  • Schlecht verständliche Aussprache, „nuscheln“

 

 

Auf morpho-syntaktische Ebene (Morphologie und Syntax) kann auffallen:

  • Unvollständige Sätze; Wörter wie Artikel und Präpositionen werden ausgelassen

  • Fehler in der Mehrzahlbildung („Apfels“ statt „Äpfel“)

  • Fehlender Bezug zwischen Subjekt und Prädikat, bsp. „Der Junge lauf.“ statt „Der Junge läuft.“

  • Verbendstellung im Hauptsatz, bsp: „Ich immer so das mach.“ statt „Ich mach das immer so.“

  • Fehler in der Zeitmarkierung, bsp.: „Sie haben was esst.“ statt „Sie haben was gegessen.“

  • Zusammenhängendes kann nicht oder nur schwer erzählt werden

  • Starre, unflexible Sätze, bsp.: „Der Mann schlaft. Dann tut der essen. Und dann geht der.“

  • Keine Bildung von Nebensätzen

  • Unstrukturiertes Sprechen; das Kind beginnt den Satz mehrmals von vorne

  • Schwierigkeiten beim Vorausplanen von Handlung und Sprechen